Berichte von 11/2022

Gemütliche 22 Km

Dienstag, 01.11.2022

Tag 139

Datum: 01.11.2022

Strecke: Palas de Rei - Boente

Daten: 22,5 Km 376 Hm 7 Std. 5 Min.

Kosten: Verpflegung 42,20 €; Hotel Rectoral de Boente EZ/Ü/A/F 86 €;

 

Gemütliche 22 Km

 

Heute hatte ich mir vorgenommen, den Tag ganz entspannt zu begehen. Dies setzte ich um, indem ich schon nach 30 Minuten in der 1. Panderia (Bäckerei) saß und mein 2. Frühstück genoss. Was haben die hier auch frische und vor allem noch warme Croissants liegen.

 

Von der Geschwindigkeit her, ging ich heute richtig gemütlich, da ich ja nur 22 Kilometer zu gehen hatte. Insgesamt war ich heute in 1 Panderia, 1 Pulperia (bester Pulpo/Tintenfisch bisher!) und 4 Bars. Man muss ja schauen, dass der Kaffee- und Essensanteil im Körper angemessene Füllstände aufweist. Außerdem müssen die Spanier ja auch unterstützt werden.

 

Die Streckenführung war heute eher ruhig und mystisch. Viel durch Wälder und auf Nebenstraßen. Echt schön zu gehen. Bei einer Stelle musste ich aber auf die Umleitung ausweichen, da ich ansonsten durch das Wasser hätte gehen müssen. Gestern wäre es mir ja wegen dem Regen egal gewesen. Heute wollte ich dann aber doch trocken bleiben. Es hat eh gereicht, morgens bei 8°C in die feucht klammen Sachen zu schlüpfen und so in den Tag zu starten.

 

In den Bars hatte ich heute viele nette Gespräche mit den anderen Pilgern. Es war komplett egal, dass man sich nicht verstand. Mit Händen und Füßen bzw. mit vollen Gläsern zurück von der Bardame, war alles leicht verständlich 😉

 

Ich staunte nicht schlecht, als ich auf einmal eine Pilgerin sah, die mir mit Wanderwagen entgegenkam. Ellen war bereits von Porto über den Portugiesischen Jakobsweg nach Santiago gegangen und geht jetzt noch weiter bis Leon (also gegen die Laufrichtung von mir).

 

In der Unterkunft dann noch zwei weitere Überraschungen: Der Eigentümer ist Deutscher, was die Verständigung um einiges vereinfacht + Ihr Hund ist ganz ein Süßer. Er hält mich laufend von der Bildbearbeitung und dem Tagebuchschreiben ab.

 

Morgen habe ich dann die letzte lange 40 Kilometer Etappe vor mir!

 

Fazit des Tages:

Entspanne, genieße und LEBE, aber gehe immer weiter!

 

Bilder des Tages:

https://www.flickr.com/photos/stefanpreis/albums/72177720303343782

 

Animierter Weg des Tages:

https://www.relive.cc/view/vdOR44QjnKq

 

Gute Nacht

Steff

Das Ziel ist greifbar nahe

Mittwoch, 02.11.2022

Tag 140

Datum: 02.11.2022

Strecke: Boente - Lavacolla

Daten: 38 Km 767 Hm 9 Std. 10 Min.

Kosten: Verpflegung 33 €; Hotel Garcas EZ/Ü 50 €;

 

Das Ziel ist greifbar nahe

 

Da heute eine längere Strecke auf mich wartete, stand ich etwas früher auf, um genügend Zeit zu haben, da ich bis 18 Uhr im Hotel eingecheckt haben sollte.

 

Was soll ich euch erzählen. Es war ein Tag, wie jeder andere. Anfangs noch alleine begann ich schon bald mit den Überholmanövern der anderen Pilger. Es gab wieder Altbekannte, aber auch neue Gesichter.

 

Der Weg ging erneut über mehrere Hügel, dafür heute viel im ländlichen- und bewaldeten Bereich.

Etliche der Bars haben die Saison jedoch nun schon beendet. Dies äußerte sich bei so manchem Wegbegleiter durch Unmut, da sehr wenige darauf vorbereitet waren. Umso mehr waren die stechenden Blicke auf mir zu spüren, als ich auf einem Rastplatz mein großes Baguette, Wurst, Käse, Ketchup und Fruchtsaft auspackte. Ich weiß schon, warum ich „IMMER“ etwas zu Essen und Trinken mithabe!

 

Heute sah man auch viele Gedenkstätten, wo an die Verstorbenen Pilger, Begleiter, oder sonstige liebe Verlorene gedacht wird. Ob diese nun am Camino von uns gingen, oder unter anderen Umständen, lässt sich natürlich nicht feststellen.

 

Als ich am Flughafengelände ankam, musste natürlich beim „Santiago Stein“ ein Foto gemacht werden. Dieser ist der erste wirkliche Hinweis, dass das Ziel bald erreicht wird.

Das Ganze wurde heute noch verstärkt, da ich den gesamten Weg entlang einen Ohrwurm hatte, welcher mich erinnerte, wer zu Hause auf mich wartet und wie Glücklich ich darüber sein kann!

https://youtu.be/oKhB785GJ5s

 

Den Abend verbringe ich nun im Bar/Restaurantbereich im Hotel. Abendessen gibt es erst ab 20 Uhr und nebenbei kann ich das Geschehen ein wenig beobachten.

 

Für morgen habe ich gemischte Gefühle. Einerseits Freude, es wirklich geschafft zu haben, andererseits endet schön langsam ein Vorhaben, auf welches ich mich 3 Jahre gefreut und vorbereitet habe.

 

Fazit des Tages:

Egal, wie „normal“ ein Tag wirkt. Es gibt immer etwas Besonderes. Man muss es nur erkennen!

 

Bilder des Tages:

https://www.flickr.com/photos/stefanpreis/albums/72177720303383233

 

Animierter Weg des Tages:

https://www.relive.cc/view/vYvE33gXJw6

 

Buen Camino

Steff

Das primäre Ziel ist erreicht!

Donnerstag, 03.11.2022

Tag 141

Datum: 03.11.2022

Strecke: Lavacolla – Santiago de Compostela

Daten: 21,9 Km 296 Hm 9 Std. inkl. Stadtrunde

Kosten: Verpflegung 66 €; 3 Nächte Casa Diocesana EZ/Ü/F 138 €; Souvenirs 23 €;

 

Das primäre Ziel ist erreicht!

 

Es tut mir leid, euch auf die Folter zu spannen, aber es sind einfach zu viele Eindrücke, als dass ich sie sauber verarbeiten könnte. Geschweige denn, die Bilder zu bearbeiten. Dies hat mich um 2 Uhr nachts dann doch nicht mehr gefreut 😉

 

Kurze Zusammenfassung:

Kurz nach dem Hotel kam eine Bäckerei. Durch die geschlossenen Bars beschloss ich, zumindest eine Kleinigkeit mitzunehmen. Als ich weiterging, traf ich Barbara aus Irland wieder. Mit ihr ging ich gestern die letzten Meter gemeinsam. Wir beschlossen, den Tag zusammen zu gehen. Dies hatte auch den Vorteil, dass wir uns gegenseitig mit den Fotos unterstützen konnten.

 

Man merkte an unserer Geschwindigkeit, dass wir beide keinen Stress mit der Ankunft hatten. So konnten wir die paar Kilometer locker und ohne viel Schweiß zu verlieren hinter uns bringen.

 

Am Monte de Gozo machten wir die üblichen Bilder mit den beiden Pilgerstatuen, da man hier zum 1. Mal die Kathedrale so richtig sehen konnte. Dies „feierten“ wir anschließend mit einem Kaffee. Schon kurz danach erreichten wir den „Santiago de Compostela“ Schriftzug, den Eingang zur Stadt.

Auch hier galt: Fotos und weiter.

 

Danach folgten wir den mehr werdenden Pilgern (mehrere Wege führen hier zusammen) durch die Vorbezirke in die Altstadt. Beim Gang durch die Straßen waren immer wieder die größer werdenden Türme der Kirche zu sehen, was das Ende des Weges bedeutete. Durch den Tunnel mit dem Dudelsackspieler gingen wir noch gemeinsam. Anschließend lies ich Barbara den Vortritt für den Platz und die Emotionen. Ich wartete um die Ecke, um meinen eigenen Moment haben zu können.

 

Nachdem sie zurück war (sie wollte hier keine Bilder haben), war sie so nett und machte ein Video, wie ich die letzten Meter gehe. Ich ging diagonal über den Platz ungefähr in die Mitte, bevor ich mich das erste Mal zur Kathedrale drehte, um sie zu sehen.

 

Nun stand ich also da, schaute nach oben und sah Jakobus auf mich herunterschauen.

Komischerweise hatte ich keinen „Gefühlsausbruch“, wie ich ihn erwartet hatte. Eventuell kommt er ja noch. Nach einer herzlichen Umarmung und ein paar weiteren Fotos, trennten sich unsere Wege.

Ich hatte noch die Klärung wegen Amigos Rückfahrt zu machen und die Unterkünfte lagen auch in verschiedenen Richtungen.

 

Kleiner Zeitsprung:

Am Abend war ich natürlich in der Pilgermesse. Leider wurde der Botafumeiro (das ist das große Weihrauchfass) nicht geschwungen. Also morgen in die 12 Uhr Messe.

 

Danach traf ich mich mit Anastasia aus Israel. Wir gingen gemeinsam Essen und hatten so einen schönen Abend mit Erinnerungen auf den Weg. Als sich auch unsere Wege trennten, ging ich nochmals zur Kirche, um ein paar Nachtfotos zu machen und die Stimmung zu genießen.

 

Um 2 Uhr war ich dann zurück in meiner Unterkunft, wo ich dann um 3 Uhr, nachdem ich Flug und Zug nach Hause gebucht hatte, endlich ins Bett kam. Den Wecker stellte ich für 8 Uhr, damit ich auch etwas vom Tag habe. Immerhin habe ich einiges in den 2 Tagen in Santiago zu erledigen bzw. möchte ich genießen und bestaunen.

 

Fazit des Tages:

Nach offiziell bestätigten 3.208 Km bin ich an meinem Hauptziel angekommen. Nun muss ich dies erst noch realisieren!

 

Bilder des Tages werden nachgereicht!

 

Animierter Weg des Tages:

https://www.relive.cc/view/vRO7JJAzEyv

 

Gute Nacht!

Steff

Museums- und Kathedralen Tour

Freitag, 04.11.2022

Tag 142

Datum: 04.11.2022

Strecke: Santiago de Compostela

Daten: 12,9 Km 190 Hm 12 Std. 15 Min.

Kosten: Verpflegung 81 €; Dach Tour 10 €; Handgepäck Rucksack für den Rückflug 30 €;

 

Museums- und Kathedralen Tour

 

Nach nur 5 Stunden Schlaf, stand ich heute um 8 Uhr auf, um in Ruhe zu Frühstücken und anschließend durch den Park zur Kathedrale zu gehen. Nach ein paar Minuten am Platz, ging ich noch in die Cafeteria des Platzhotels, um einen Cafe con Leche zu schlürfen.

 

Um kurz nach 11 Uhr ging es dann erneut in die Kirche. Wieder einen guten Platz gefunden, musste ich feststellen, dass der Botafumeiro demontiert war. Egal. Jetzt bin ich schon hier. Außerdem habe ich für 13:30 Uhr ein Ticket für die Dach-/Turmführung. Da dies ein Kombinationsticket ist, wird im Anschluss noch das Museum besucht.

 

Also diese Führung kann ich nur jedem ans Herz legen! Der Blick über die Dächer der Stadt und hinunter auf den Platz, dazu die Freudenschreie und teils das Schluchzen, einfach schön!

Bei einem der Fenster konnten wir von oben zum Altarbereich hinunterschauen. Just in dem Moment wurde der Weihrauchkessel wieder montiert! Also gut, gehe ich heute Abend noch einmal in die Messe. Es heißt ja: Aller guten Dinge sind 3. Vielleicht habe ich doch noch Glück.

 

Da ich nun wieder bis ca. 18 Uhr Zeit hatte, ging ich gemütlich durch die Gassen. Ich brauchte eh noch einen besseren Rucksack, welchen ich als Handgepäck für den Heimflug verwenden kann.

Dies war schnell erledigt.

 

Als nächstes stand ein Essen auf dem Plan. Eine perfekte Pizza war das Ergebnis. Yummie!

Hier bekam ich auch, da ich so weit gegangen bin, eine Flasche „Estrella del Camino“ Bier mit Sonderdruck für „Xacobeo 21/22“ (das Heilige Jahr) + ein Glas mit selbigem Aufdruck geschenkt.

Eine sehr nette Geste, wenn man bedenkt, wie viele Pilger bei ihnen aus und ein gehen!

 

Schon fast wie selbstverständlich, holte ich mir noch eine Nachspeise. Diesmal in Form von „Churros con Chocolate“ (Brandteig Spritzkuchen, welcher im Öl frittiert wird, mit dickflüssiger Schokolade).

 

Wieder gut eine Stunde früher in der Kirche, konnte ich erneut den guten Platz in der 1. Reihe für mich beanspruchen (später mussten viele wieder stehen, da alles besetzt war). Trotzdem hatte ich wieder Pech. Kein geschwungener Kessel für mich. Kein Trübsal blasen! Mit Pulpo (den Tintenfisch) den Frust geschluckt und aus. Es ist, wie es ist.

 

Übrigens kamen mit mir gestern noch 610 andere Pilger an. Allerdings sind dies nur diejenigen, welche sich auch die Compostela im Pilgerbüro holten.

 

Fazit des Tages:

Ein schöner Tag mit viel Interessantem und doch auch Pech. Trotzdem scheint die Sonne im Herzen!

 

Bilder des Tages werden nachgereicht!

 

Animierter Weg des Tages:

https://www.relive.cc/view/vMv8BBZAzP6

 

Buenas noches

Steff

Entspannen in Santiago

Samstag, 05.11.2022

Tag 143

Datum: 05.11.2022

Strecke: Santiago de Compostela - Erledigungen

Daten: 6,6 Km 111 Hm 3 Std. 40 Min.

Kosten: Verpflegung 25,60 €;

 

Entspannen in Santiago

 

Der heutige Vormittag wurde genutzt, um alles an Ausrüstung zu sortieren.

Wird für Finisterre gebraucht

Vorbereitet für den Rückflug (Handgepäck)

Wird eingelagert

 

Alles, was eingelagert wurde, brachte ich direkt zum Dienstleister. Dort wird dann nächsten Freitag gemeinsam für den Rücktransport von Amigo gepackt. Hier habe ich auch gleich darauf geachtet, dass sich keine verbotenen Gegenstände im Handgepäcks-Rucksack befinden.

 

Danach holte ich mir ein gutes Mittagessen in Form von Nudeln mit Garnelen nach Galicischer Art.

War auch wieder ein sehr gutes Essen!

 

Da morgen Sonntag ist, machte ich noch einen Stopp beim Supermercado, um ein paar Vorräte mitzuhaben. Die Bars sind ja zum großen Teil leider schon geschlossen.

 

Zurück im Zimmer packte ich die ersten Sachen wieder in Amigo bzw. den Packsack => Mann, habe ich jetzt viel Platz!

 

Den restlichen Nachmittag und Abend verbrachte ich mit hochgelegten Beinen im Zimmer.

Entspannen war angesagt. Morgen geht es auf einen neuen Camino, nämlich den

„Camino de Fisterra“ und somit zu meinem Endziel, dem „Ende der Welt“, welches ich am 09.11. erreichen werde.

 

Fazit des Tages:

Einmal nicht im Trubel der Altstadt zu sein, ist auch was Schönes.

 

Nachtrag:
Bilder von Tag 141_03.11.2022

https://www.flickr.com/photos/stefanpreis/albums/72177720303446682

 

Bilder von Tag 142_04.11.2022

https://www.flickr.com/photos/stefanpreis/albums/72177720303449174

 

Bilder des Tages:

https://www.flickr.com/photos/stefanpreis/albums/72177720303443851

 

Animierter Weg des Tages:

https://www.relive.cc/view/v26MrrBYg3q

 

Schönen Abend

Steff

Pläne sind zum Ändern da

Sonntag, 06.11.2022

Tag 144

Datum: 06.11.2022

Strecke: Santiago de Compostela - Negreira

Daten:  21,2 Km 501 Hm 4 Std. 50 Min.

Kosten: Verpflegung 28,50 €; Hotel Millan EZ/Ü/F 55 €;

 

Pläne sind zum Ändern da

 

Heute Nacht gab es um ca. 03:30 Uhr einen echten Starkregenschauer. Zu meiner Freude war dieser jedoch beim Läuten des Weckers vorbei. Nach einem erneut gemütlichen Frühstück startete ich gemütlich in den Tag. Genau da erschien auch die Sonne und den restlichen Tag gab es nur für 5 Min. einen leichten Nieselregen.

 

Ich wollte heute eigentlich den ganzen Tag alleine gehen. Kurz nach einer Brücke, wo ich Amigo gerade so rüber bekam, traf ich Mia aus Holland. Wir quatschten und gingen und gingen und quatschten. Ich konnte gar nicht so schnell schauen, zack waren wir in Negreira, meinem Tagesziel.

 

Wir holten uns noch ein leckeres Bocadillo mit Käse (Brot und Käse wurden selbstgemacht!) zur Stärkung, bevor sich Mia auf den weiteren Weg machte und ich ins Hotel ging.

 

Der Weg führte heute über eine Hügelkette, meist jedoch in einem bewaldeten Bereich. Sehr schön, ruhig und auch mystisch. Die Häuser mit ihren Steinen sind einfach nur schön anzuschauen. Bei einer Hausfassade war die Eindeckung rein aus Jakobsmuscheln. Hat auch was.

 

Zusätzlich sah man wieder viele verfallende Gebäude, welche von der Natur zurückerobert wurden.

Dann noch die Wasserläufe, Brücken, Pferde, Esel, Hunde, Katzen und und und. Es ist einfach so schön in dieser Umgebung die Seele baumeln zu lassen (wenn man nicht gerade in ein Gespräch vertieft ist). Immerhin hatten wir ein paar Momente, wo wir beide ruhig waren. Ob dies nun mit den Steigungen oder der mystischen Stimmung zusammenhing, überlasse ich eurer Fantasie 😉

 

Heute Abend treffe ich noch einmal Benjamin aus Colorado USA. Er kommt mit dem Bus aus Finisterre zurück und legt einen Zwischenstopp ein, damit wir uns noch einmal sehen können. Dies freut mich wirklich extrem! Das letzte Mal sahen wir uns am 17.10. in Leon, als ich noch mit Covid aussetzen musste.

 

Fazit des Tages:

Wenn es passt, dann passt es. Da ist es dann auch egal, wenn man nicht alleine geht.

 

Bilder des Tages:

https://www.flickr.com/photos/stefanpreis/albums/72177720303469504

 

Animierter Weg des Tages:

https://www.relive.cc/view/vrqo3PGJxyq

 

Buen Camino

Steff

Ein letzter Tag mit Benjamin

Montag, 07.11.2022

Tag 145

Datum: 07.11.2022

Strecke: Negreira - Mazaricos

Daten:  31,3 Km 891 Hm 7 Std. 45 Min.

Kosten: Verpflegung 29,30 €; Hotel Casa Jurjo EZ/Ü/F 55 €;

 

Ein letzter Tag mit Benjamin

 

Wir haben gestern beim Abendessen vereinbart, dass Ben die ersten 2 Kilometer mit mir geht, bevor er sich auf den Rückweg nach Santiago macht. Er wollte unbedingt noch Amigo testen.

Nun denn, ich schulterte seinen ca. 15 Kg schweren Rucksack und er nahm meine Ausrüstung inkl. Amigo. Es folgten einige lustige Kommentare und Anfangs auch noch Gestöhne wegen der ungewohnten Belastung beiderseits. Kein Wunder also, dass es heute mehr Bilder von Ben gibt.

 

Nach den vereinbarten 2 Kilometern eröffnete er mir, dass er die gesamte Etappe mitgeht. Dies freute mich natürlich sehr, da wir so noch mehr Zeit miteinander verbringen konnten!

 

Es war ein schöner, wenn auch anstrengender Tag. Die ungewohnte Belastung, die Länge der Strecke und auch die Höhenmeter taten ihr Gemeinsames, unsere Kraftreserven zu aktivieren. Noch dazu begann am Nachmittag richtig unangenehmer starker Wind. Wir ließen uns die Stimmung aber nicht vermiesen und genossen den Weg und die gemeinsame Zeit.

 

Nach der Ankunft im Hotel suchten wir noch ein Restaurant, um etwas zu essen. Die Portion war einfach der Hammer! Um 18:45 Uhr fuhr Ben dann mit dem Bus nach Santiago. Davor hatten wir noch eine schöne Verabschiedung, da er übermorgen weiter nach Porto fahren wird und wir uns daher nun mit Sicherheit nicht mehr sehen werden.

 

Hier noch der Witz des Tages (von Ben):

„Ist das eine Albergue?“

„Nein, das ist eine Kalbergue => eine Albergue für Kühe!“

 

Fazit des Tages:

Wieder nicht alleine unterwegs, was mir in diesem Fall aber mehr als nur Recht war. Ich konnte die gemeinsame Zeit mit Ben, den ich ja schon aus Frankreich kannte, so richtig genießen! Mit ihm ist nun der letzte aus meiner Langzeit Camino Familie von Dannen gezogen. Schade, aber so ist das Leben.

 

Bilder des Tages:

https://www.flickr.com/photos/stefanpreis/albums/72177720303492745

 

Animierter Weg des Tages:

https://www.relive.cc/view/vevW8BBrAyO

 

Buenas noches

Steff

Ziel #2, der Atlantik ist erreicht

Dienstag, 08.11.2022

Tag 146

Datum: 08.11.2022

Strecke: Mazaricos - Cee

Daten:  28,6 Km 408 Hm 8 Std. 40 Min. inkl. Atlantik Runde

Kosten: Verpflegung 30,50 €; Hotel La Marina EZ/Ü/A/F 61 €;

 

Ziel #2, der Atlantik ist erreicht

 

Dies war ein Tag nach meinem Geschmack! Den ganzen Tag alleine. Nur 3 Pilger haben mich während einer Pause überholt und 10 sind mir für Sekunden entgegengekommen, da sie auf dem Weg zurück nach Santiago waren.

 

Der Weg heute war sehr schön und abwechslungsreich!

Mal Straße, mal ein Weg durch kleinere Dörfer, dann am Wasser entlang, durch Wald und auf Höhenwegen.

Zu guter Letzt mit einem Blick bis zum Atlantik! Hier konnte ich sowohl das Tagesziel Cee, als auch die 2. Landzunge mit dem Leuchtturm am Kap Finisterre erkennen. Leider war es durch die dichte Wolkendecke und den Regen sehr dunstig.

 

Herz, was willst du mehr!?

 

Da war es auch egal, dass der Wind wieder stark blies und der Regen teils waagrecht ins Gesicht peitschte. Die Stille und Einsamkeit waren genau, was ich mir wünschte.

 

Nachdem ich den Atlantik erspähte, wurden meine Beine wieder schneller. Kaum war ich in Cee angekommen, checkte ich ein, um ohne Amigo zum Strand zu gehen.

Nach ein paar Minuten und Fotos, zog ich mir Schuhe und Socken aus, um das Meer zu spüren.

Ja bist du denn gelähmt, ist das KAAALT!

Es ist ja auch nicht umsonst die „Costa da Morte“ – „Die Küste des Todes“

Ihren Namen erhielt sie wegen der schwierigen Bedingungen für die Seefahrt und den daraus resultierenden Schiffbrüchen und Toten. Hat also nichts mit der Kälte an sich zu tun.

 

Schneller als gedacht, zog ich mir die stinkenden Socken wieder an und genoss das mitgebrachte Radler auf einer der Bänke mit Blick auf das mit Wolken bedeckte Meer, wo der Wind die Wellen zum Schäumen brachte, inkl. aufziehenden Regenwolken. Diese veranlassten mich dann auch, schnell wieder zum Hotel zu gehen, da ich unbedingt eine heiße Dusche benötigte.

 

Fazit des Tages:

Ich bin also wirklich vom Osten Österreichs bis an den Atlantik gegangen. Es ist so unreal, dass ich nicht weiß, wann ich es endlich realisiere. Mal sehen, was morgen kommt.

 

Bilder des Tages:

https://www.flickr.com/photos/stefanpreis/albums/72177720303532534

Probleme bei der Bildbearbeitung … linke Maustaste funktioniert nicht mehr

 

Animierter Weg des Tages:

https://www.relive.cc/view/vQvxpzrB29v

 

Animierter Weg zum Atlantik:

https://www.relive.cc/view/vRO7J8PVwKv

 

Gute Nacht

Steff

Ziel #3: Das Ende der Welt

Mittwoch, 09.11.2022

Tag 147

Datum: 09.11.2022

Strecke: Cee – Kap Finisterre

Daten:  18,4 Km 402 Hm 6 Std. 10 Min.

Kosten: Verpflegung 76 €; Hotel O Semaforo EZ/Ü/F 80 €; Computermaus 25 €;

 

Ziel #3: Das Ende der Welt

 

Der letzte Geh Tag einer langen und ereignisreichen Reise!

 

Morgens war es noch trocken, so dass ich den Gang aus Cee so richtig genießen konnte. Zumindest, bis ich zum 1. Anstieg kam. Irgendwie war ich noch nicht bereit dafür. Auch durfte ich noch eine Engstelle mit anschließenden Stufen hinter mich bringen. Der Weg hatte also auch am letzten Tag noch Spaß damit, mich zu motivieren. Es war aber alles im grünen Bereich.

Zusätzlich kam ich dadurch nicht so schnell ans Ende.

 

Durch die ruhigen Waldabschnitte konnte ich alles noch einmal Revue passieren lassen. Es ist schon witzig, dass man immer an dieselben Tage/Ereignisse/Landschaften/Menschen denkt, obwohl man in 147 Tagen doch so viel mehr erlebt hat.

 

Am 1. Strand angekommen, wurde zuerst noch die Bar besucht, da eindeutig ein Kaffee fällig war. Während ich diesen trank, konnte ich eine Maus beobachten, wie sie in der offenen Deckenumrandung ihre Runden drehte. Ein witziges Kerlchen.

 

Am Strand machte ich ein paar Fotos und hielt die Augen offen, um eine schöne Muschel für zu Hause zu finden. Geschafft!

 

Nun ging es kurz der Straße entlang, oder besser gesagt, von der linken Seite auf die rechte Seite, in die Parallelstraße und wieder auf die linke Seite zurück. Dieses Spiel machte ich heute öfter.

 

Schon bald war ich am längsten Strandabschnitt, den kurz vor Finisterre. Ich kam noch nicht einmal mit den Füßen im Sand an, wurde ich schon angesprochen, ob man von mir und Amigo Fotos für eine Tourismusseite bzw. dazugehörige Folder machen dürfte.

Na liebend gerne, da ich diese dann ja auch bekomme und sie auch benutzen (auf Flickr hochladen) darf. Auf diese Bilder freue ich mich schon!

 

In Finisterre suchte ich mir die Touristen Information, um mir die schöne Bestätigung zu holen. Diese bekam ich allerdings in der öffentlichen Albergue, welche in etwa einer Stunde wieder öffnen würde.

Nun, da ich etwas warten musste, gönnte ich mir zum Mittagessen wieder Pulpo. Ich mag den Oktopus! Glück gehabt: Während ich beim Essen war, wurde der Himmel geöffnet und es regnete richtig stark. Das Dokument erhielt ich anschließend ohne Probleme und dazu ein „Herzlichen Glückwunsch für diese Leistung!“.

 

Die Tasche etwas schwerer, das Herz von den Worten in freudige Wallung gebracht, ging ich die letzten 3 Kilometer zum Kap hinauf. Durch die teils direkte Sonneneinstrahlung wurde meine Ankunft beim Stein mit der Kilometerzahl „0,000“ richtig schön, wenn auch wieder nicht von großartigen Gefühlen behaftet. Nach ein paar Fotos brachte ich Amigo ins Hotelzimmer. Etwas zum Trinken eingepackt und wieder raus. Kaum machte ich es mir gemütlich, um die Sicht zu genießen, zog es zu und kurz darauf begann es zu regnen. Also wieder rein.

 

Zur Zeit des Sonnenuntergangs stellte ich trotzdem die Kamera für ein Zeitraffer Video auf. Da ich alles schätzen musste, war der Bildausschnitt nicht ideal. Was aber durch die dichten Wolken und den Regen auch egal war. Komplett durchnässt ging ich zurück und wärmte mich in der heißen Dusche wieder auf.

 

Das 40 € Menü war auf Grund der Menge und Qualität auch ok. Als Abschluss des letzten Geh Tages auf meinem Jakobsweg auf alle Fälle vertretbar!

 

Fun Fakt:

Laut der Excel Liste, wo ich alle meine Trackingdaten eintrug, habe ich eine Gesamtkilometerleistung von 3.333 Kilometern erreicht!

 

Bis Samstag kommen noch tägliche Berichte. Danach wird es noch einen längeren Abschlussbericht mit Daten geben. Dieser benötigt aber etwas Zeit. Hier ersuche ich um Geduld.

 

Fazit des Tages:

Schade, dass es mit dem Sonnenuntergang nicht geklappt hat, aber der letzte Tag am Weg war für mich sehr angenehm und entspannend!

 

Bilder des Tages:

https://www.flickr.com/photos/stefanpreis/albums/72177720303563904

 

Animierter Weg des Tages:

https://www.relive.cc/view/v1Ow9GnV2Eq

 

Buen Camino

Steff

Wieder zurück in Santiago

Donnerstag, 10.11.2022

Tag 148

Datum: 10.11.2022

Strecke: Kap Finisterre – Santiago per Taxi

Kosten: Verpflegung 40,50 €; Gran Hotel Santiago EZ/Ü/F 80 €; Souvenirs 98,20 €; Taxi 185 €;

 

Wieder zurück in Santiago

 

Die Nacht war sehr ruhig und trotzdem ich erst um 02:00 Uhr ins Bett ging, stand ich um kurz nach 6 Uhr schon wieder auf, um den Sonnenaufgang, sollte man ihn sehen, zu fotografieren.

 

Pünktlich um 10:30 Uhr war das bestellte Taxi hier und brachte Amigo und mich zurück nach Santiago. Die Strecke, welche ich in 4 gemütlichen Tagesetappen zurücklegte, war heute bereits nach 1,5 Stunden erledigt. Was so eine Taxifahrt ausmacht…

 

Es war kurz vor 12 Uhr. So sputete ich mich und ging sehr schnell die ca. 1,6 Kilometer zur Kathedrale, um die Messe und somit meinen 4. Versuch auf den schwingenden Botafumeiro wahrzunehmen. Leider erneut negativ. Also 2 Möglichkeiten habe ich noch.

 

Der nächste Gang war zu dem Restaurant, wo ich schon letztens eine sehr gute Pizza hatte. Auch diese schmeckte vorzüglich! Nun kam der angenehme Teil des Tages. Souvenirs abstauben war angesagt. Ich zähle jetzt nicht die Anzahl der Shops und was ich gekauft habe auf.

Nur so viel: Es hat sich ausgezahlt.

 

Da ich heute noch die Abendmesse besuchen werde, setzte ich mich gegenüber der Kathedrale an die Mauer, genoss das Geschehen, schaute immer wieder auf die schöne Fassade der Kirche, blätterte in meinem Tagebuch und fing an, den heutigen Tag zu dokumentieren.

 

Bevor ich mir wieder einen schönen Platz für die Messe suchte, holte ich mir noch einen Kaffee mit einem Stück Kuchen. Hier verabschiedete ich mich nun auch von Anastasia (Bild an der Mauer ist von ihr). Und auch in dieser Messe hatte ich wieder Pech. Letzte Chance somit morgen Abend.

 

Heute wurde noch alles für den Versand von Amigo vorbereitet. Morgen nach dem Frühstück wird es ernst und ich bringe ihn zum Transporteur.

 

Fazit des Tages:

Morgens die Ruhe am Kap und ab mittags das Gewusel der Stadt. Hat beides was, mir persönlich liegt die Ruhe aber mehr.

 

Bilder des Tages:

https://www.flickr.com/photos/stefanpreis/albums/72177720303584342

 

Animierter Weg der Taxifahrt:

https://www.relive.cc/view/vPv4AR9KVRO

 

Buenas noches

Steff

Tschüss Amigo, gute Reise

Freitag, 11.11.2022

Tag 149

Datum: 11.11.2022

Strecke: Santiago de Compostela

Kosten: Verpflegung 53 €; Gran Hotel Santiago EZ/Ü/F 80 €; Versand Amigo 336 €; Tattoo´s 280 €;

 

Tschüss Amigo, gute Reise

 

Pünktlich um 7 Uhr stürmte ich zum Frühstücksbuffet. Man zahlt ja nicht umsonst 😉

In der Nacht habe ich noch alles für den Versand vorbereitet. So musste ich Amigo nur noch holen und konnte dann mit ihm die letzten knapp 2 Kilometer zurücklegen.

 

Im Shop haben sie mich schon erwartet. So konnte ich noch in Ruhe den Inhalt verteilen, was ins Handgepäck und was in den Versand kann. Nach etwa 30 Minuten war alles geregelt und Amigo trat seine Heimreise ohne mich an. In ca. 1,5 Wochen sollten wir uns wiedersehen.

Das Ganze war zwar teuer, aber:

Mein Baby kommt mit mir! Wie schon Patrick Swayze sagte 😁
 

Ich hatte also ab sofort nur noch einen 7 Kg leichten Rucksack. Angesichts dessen, dass die Waage bei meinem Packsack, Amigo und dadurch allem von mir den kompletten Weg gezogenen Ausrüstungsgegenständen, satte 50 Kg anzeigte, verstehe ich nun die erstaunten Gesichter besser. Auch die Problemchen sind nun leichter zu verstehen. Immerhin fehlen bei diesem Gewicht noch das Wasser und Proviant für den Tag (geschätzt zwischen 4 und bei großer Hitze 13 Kg).

 

Da ich meine Reise nun positiv abgeschlossen habe, bekam ich endlich mein eigenes Belohnungsgeschenk.

2 wunderschöne Tattoo´s, welche mir im Shop von „Dr. Mortiis“ gestochen wurden.

Am linken Unterarm ein einfaches „Buen Camino“ und am Oberarm das „Tempelritterschwert mit Muschel“. Die „Bruchstellen“ symbolisieren die überwundenen Schwierigkeiten meines Weges.

Siehe Bilder.

 

Nach den 2 Stunden still sitzen habe ich mir eine Stärkung verdient. Blöd, dass nicht weit entfernt ein Restaurant mit Pulpo war.

Danach ging ich wieder auf den Platz, um noch ein letztes Mal die Stimmung zu genießen.

 

Fast schon routiniert begab ich mich auf den Weg zur Cafeteria, um mich noch einmal zu stärken, bevor es zum 6. und letzten Mal in die Kathedrale ging. Eine letzte Chance, den Botafumeiro zu sehen, wenn er durch die Geistlichen in Schwung gebracht wird.

 

1,5 Stunden später kann ich sagen: wieder nichts geworden… Echt schade! Noch dazu, da er an meinem Ankunftstag bei der 12 Uhr Messe geschwungen wurde ☹

 

Am Weg zurück ins Hotel holte ich mir beim Koreaner in der Nähe noch eine Portion richtig guten Essens. Allerdings ging ich damit gleich ins Zimmer, da ich noch den Blog für euch schreiben wollte.

 

Morgen geht es wieder nach Hause!

Ich freue mich darauf, Pamela und Amy endlich wieder in die Arme nehmen und knutschen zu können! Auch, wenn ihnen das nicht gefällt *ZUNGEZEIG*

 

Fazit des Tages:

Es war ein schöner letzter Tag, den ich noch einmal richtig genießen konnte!

 

Bilder des Tages:

https://www.flickr.com/photos/stefanpreis/albums/72177720303618978

 

Gute Nacht

Steff

Das Ende einer langen Reise

Samstag, 12.11.2022

Tag 150

Datum: 12.11.2022

Strecke: Santiago de Compostela - Asten

Kosten: Verpflegung 22 €; Flughafen Transfer 20 €; Flüge in der Business Class Sdc-Madrid-Wien 334 €; Zugfahrten Wien-StValentin-Asten 43,20 €;

 

Das Ende einer langen Reise

 

Beim heutigen Wecker läuten hatte ich irgendwie ein Gefühl des Verloren seins. Kein Zusammenpacken, Amigo bereit machen, Weg Plan ansehen oder so. Einfach nur rein ins NICHT Wandergewand und nach dem Frühstück mit dem Taxi zum Flughafen fahren.

 

Schon in der Eingangshalle merkte ich, dass ich damit nicht alleine war. Es gab nur wenige, die sich augenscheinlich auf die Heimreise freuten. Versteht mich nicht falsch. Ich freue mich extrem auf Pamela, Amy, meine ganze Familie und die eigenen 4 Wände. Ich hätte aber 0 Probleme damit, noch länger unterwegs zu sein.

 

Im 1. Flieger von SdC nach Madrid hatte ich eine 3er Bank für mich alleine. Dies war sehr angenehm. Schon nach einer Stunde war dieser Flug vorbei und nachdem ich mir das 2. Gate gesucht hatte, einen WC-Gang eingelegt und einen schnellen Kaffee getrunken hatte, saß ich auch schon im 2. Flieger nach Wien. Diesmal in der 1. Reihe Fußfrei und einem netten Sitznachbarn auf der Gang Seite. In der Mitte lagen unsere kleinen Gepäckstücke. Wir hatten also massig Platz.

 

Beide Flüge waren bis auf ein paar kleinere Aussetzer ganz ruhig. Die Dämmerung über den Wolken war traumhaft. Ein ganzer rosaroter Teppich lag unter uns. Während dem Landeanflug sahen wir noch einen rot/orange strahlenden Mond.

 

Nach 3 Stunden Flugzeit war ich nun wieder zurück in Österreich. Flink den Bahnhof gesucht und schon war ich im 1. Zug am Weg nach St. Valentin. Perfekt! Sonst hätte ich eine Stunde warten müssen.

 

Pünktlich in St. Valentin, musste ich knapp 30 Minuten auf den 2. Zug warten. In der Zwischenzeit noch mit Pamela den Ablauf besprochen, wie wir das Wiedersehen mit Amy gestalten. Nur 12 Minuten nach der Abfahrt war ich auch schon in Asten angekommen. Kurz das Handy für das Video aufgestellt und auf meine 2 Liebsten gewartet.

 

Leider ist die Qualität extrem schlecht. Daher eine kurze Erklärung:

Pamela ging mit Amy am Gehsteig an mir vorbei. Schon hier schaute Amy laufend zu mir. Der Blick war richtig fragend „Den kenne ich doch!?“. Kurz herüber gebellt. Immerhin war ich der „böse Mann in der dunklen Nacht“.

Nachdem sie abgeleint wurde, kam sie langsam zu mir, um mich zu beschnuppern. Hier fing dann die Freude an. Der Rest ist am Video ganz gut zu erkennen. Natürlich bekam sie auch eine Belohnung in Form eines Leckerlies.

Nachdem die Kamera ausgeschalten war, wurde Pamela so richtig begrüßt. Der kurze Heimweg war dann das Ende meiner Reise und somit für euch das Ende zum Mitreisen.

 

Wie schon angekündigt, folgt in den nächsten ca. 2 Wochen noch ein Abschlussbericht mit ein paar Daten. In der Zwischenzeit könnt ihr gerne an Tag 1 erneut zu lesen beginnen.

 

Bilder und Videos des Tages:

https://www.flickr.com/photos/stefanpreis/albums/72177720303644900

 

Bis dahin

Steff

Abschlussbericht

Donnerstag, 24.11.2022

Abschlussbericht

Datum: 24.11.2022

 

Ich versuche nun, euch meine Erfahrungen und Erlebnisse dieser Reise in wenigen Worten noch einmal zusammenzufassen.

 

Zuerst einmal für die Statistiker und Interessierten:

 

Gesamtkilometer:          3.333 Km von Wolfsthal (Grenze zu Bratislava) bis an das Kap Finisterre

Gesamttage:                        150 (inkl. Krankheits- und Pausentage)

Reine Gehtage:                   132

Tagesdurchschnitt reine Gehtage: 25 Km

 

Gesamthöhenmeter nach oben: 47.314 Hm

 

Kosten:

Verpflegung:        3.755 € (Durchschnitt pro Tag 25 €)

Unterkünfte:        6.116 € (Durchschnitt pro Tag 40 €)

Sonstiges:            2.028 € (Souveniers, Taxis, Züge, Rückflüge, Amigo Rep./Versand, Tattoos, …)

Gesamtkosten: 11.898 €

 

Der Entschluss, von Wolfsthal zu starten, war für mich ideal, da ich ja auch direkt in Asten (meinem Wohnort) vorbeikam und somit mein Vorhaben, an der Haustüre zu starten, einhalten konnte.

Dies ermöglichte mir auch, dass ich mich auf die lange Reise einstellen konnte, obwohl ich hier anmerken muss, dass dies nicht vergleichbar war, da es ja nur einzelne Etappentage waren. Dennoch erlangte ich einige Inputs, welche ich auch auf meiner Reise verwenden konnte.

Außerdem konnte ich diesen Teil meines Weges noch mit Amy gemeinsam gehen, was mir natürlich extrem gefallen hat.

 

Der Start am 01.07.2022 in Asten war dann nach ca. 3 Jahren der Planung und des Wartens eine absolute Erleichterung für mich. Nun konnte ich mir endlich meinen Traum erfüllen.

Dazu muss ich meiner Frau, aber auch meiner Firma danken, da sie es mir erst ermöglicht hatten.

Ich war und bin mir absolut bewusst, was ich Pamela mit dieser langen Abwesenheit, gerade im Zusammenhang mit den zusätzlichen Aufgaben wegen Amy, zugemutet hatte. Nichtsdestotrotz hat sie alles nach einer kurzen Eingewöhnungsphase perfekt bewältigt! Dafür danke ich dir mein Schatz!

 

Um es nicht all zu lange werden zu lassen, mache ich nun kurze Absätze zu den einzelnen Ländern.

 

Österreich:

Da ich hier im Juli unterwegs war, hatte ich das größte Problem, geeignete Unterkünfte oder Campingplätze zu finden, da alles extrem überbucht war. Durch meine Planung, hauptsächlich auf den Straßen und Radwegen unterwegs zu sein, konnte ich gleich zu Beginn ein gutes Tempo vorlegen. Hier sei zu erwähnen, dass durch die Infrastruktur auf den Radwegen ein zusätzliches Gewicht in Form von bis zu 10 Litern Wasser auf meinem „Amigo“ notwendig war. Ich hatte hier, gerade auf dem langen Inntalradweg, sehr lange Abschnitte, ohne einer Möglichkeit meine Wasservorräte auffüllen zu können. Landschaftlich gesehen, kann ich Österreich natürlich jedem empfehlen. Auch abseits der Wanderwege war ich doch immer in sehr schönen ländlichen Gegenden unterwegs, wo ich auch die Ruhe und Natur sehr genießen konnte.

 

Schweiz:

Auch hier hatte ich das Thema Wasser auf den Radwegen, welches aber hier nicht ganz so ausgeprägt war wie in Österreich, da die Abstände zwischen den Orten geringer waren. In der Schweiz war jedoch ein anderes Thema interessanter. Nämlich, dass man hier an einem normalen Tag mehr Höhenmeter zu gehen hatte. Dies hat aber auch den Vorteil, dass es viele schöne Aussichten zu sehen gab. Das Appenzeller Land, die Berge und Seen waren einfach traumhaft. Noch dazu immer mit dem Geläute der Kuhglocken, welche einfach immer zu hören waren.

Hier traf ich auch meine ersten Camino Freunde, mit welchen ich schöne Zeiten verbringen durfte. Diese werden mir lange Zeit in positiver Erinnerung bleiben, da dies so richtig den Pilgerweg für mich zum Leben erweckte. Davor traf ich noch keine anderen Pilger, was das Gehen etwas monoton gestaltete. Die gemeinsamen Abende mit Javier und auch der nette Abend mit Henrike, waren mir eine absolute Freude!

 

Frankreich:

Freunde für lange Zeit > dies war der Beginn einer gemeinsamen und doch individuellen Reise mit Volker. Ihn am Tag nach dem Verlust von Javier kennen zu lernen (er musste in Genf aufhören) hat mir einen Freund beschert, welchen ich bis kurz vor Santiago immer wieder traf.

Frankreich muss man von der Strecke her in 2 Abschnitte trennen.

  1. Genf – Le Puy en Velay: Dieser Bereich ist landschaftlich sehr reizvoll, aber von den Pilgern her „überschaubar“. Dies hatte jedoch den Vorteil, dass ich leichter Unterkünfte fand. Für mich persönlich war in diesem Abschnitt das prägendste Ereignis, das 1. wirkliche Problem meiner Reise, als der rechte Handgriff von Amigo brach. Hier war ich kurz mit meinen Nerven am Ende, da ich nicht wusste, ob ich es richten und somit meine Reise fortsetzen könnte. Dies brachte mich aber schon kurz darauf zur Bestätigung, dass dir der Weg gibt, was du brauchst. In meinem Fall war dies Florian, ein Bastler erster Güte! Ohne ihn wäre ein Weiterkommen sehr schwierig geworden. Das Vertrauen, eine Lösung zu finden, auch, wenn es noch so schwierig scheint, wurde dadurch maximal gestärkt. Ich konnte, egal wo ich es versuchte, immer auf die Hilfe der Menschen hoffen. Jeder war bemüht, mir zu helfen, auch, wenn es nicht funktionierte.
  2. Le Puy en Velay – Saint Jean Pied de Port: Die Ankunft in Le Puy war ehrlich gesagt ein kleiner Schock für mich, da ich durch die lange Zeit der Ruhe und wenigen Pilger/Wanderer, nicht darauf gefasst war, so viele Menschen in einer Stadt zu treffen, welche alle denselben Weg einschlagen würden. Hier hatte ich noch den Vorteil, primär auf den Straßen unterwegs gewesen zu sein. So konnte ich zumindest zwischendurch immer wieder für mich sein. Die Abende in den Unterkünften gemeinsam mit anderen Pilgern zu verbringen, zeigte mir, wie das Pilgerleben abläuft. Hier hatte ich dann auch die ersten Erfahrungen mit den „Schnarchsälen“. Durch die Menge an Pilgern, die Haupturlaubszeit und die nicht gerade üppig vorhandenen Unterkünfte, war ich im Vorteil, dass mir Chloe bei den Reservierungen half. Ich sah mehrfach Pilger, welche verzweifelt versuchten, irgendwo ein Bett zu finden. Hier war ich noch froh, das Zelt mitzuhaben, da ich so zumindest etwas entspannter sein konnte. Hier sei anzumerken, dass ich auch bei Unterkünften zelten konnte, wo ich dann gegen kleines Geld die Infrastruktur und das Essen mitbenutzen konnte. Die Pilgerwege waren hier traumhaft schön und man konnte die Geschichte des Weges richtig spüren. Auch in den Städten waren hier viel mehr Hinweise auf Jakobus zu finden. Tourismus lässt grüßen.

Das erneute Problem mit Amigo (der Achsbruch) war zwar ein echtes Problem, aber durch meine bis hier empfangenen Hilfestellungen, konnte ich eine entspannte Lösung suchen und wurde nicht enttäuscht.

 

Spanien:

Auch, wenn es nicht ganz korrekt ist, fange ich hier in Saint Jean Pied de Port an, was ja bekanntlich noch in Frankreich liegt. Der Tag über die Pyrenäen ist definitiv mein Highlight der Reise! Durch das Glück, einen regenfreien Tag zu haben, konnte ich die Schönheit der Berge so richtig genießen. Dies brachte meine Gefühle in Wallung. Es war auch toll, dass ich hier mit Jacky unterwegs war. Sie hat mir bei meinen Zahnproblemen sehr geholfen und ich habe mich sehr gefreut, sie auch später immer wieder getroffen zu haben. Spanien und auch der Camino Frances ist komplett auf die Pilgerscharen ausgelegt und daher ist es auch nicht verwunderlich, dass die Markierungen, Bars und Unterkünfte in großen Mengen zu finden waren. Erst mit Anfang November hat sich dies extrem geändert, da die Hauptpilgerzeit vorbei war und etliche Bars und Unterkünfte die Saison beendet hatten. Davor war es teils notwendig zu reservieren. Ich denke aber, dass man sehr wohl auch ohne Reservierung ein Bett gefunden hätte. Dies aber nur, wenn man nicht unbedingt ein Einzelzimmer haben wollte. Ich für meinen Teil hatte hier schon längst beschlossen, lieber etwas mehr zu investieren, dafür aber besser schlafen zu können. Landschaftlich ist Spanien sehr schön und reizvoll. Auch, wenn ich im Spätsommer/Herbst unterwegs war, wo die Natur schon auf braun umgestellt war. Die verschiedenen Jahreszeiten hatten über die gesamte Reise sehr großen Einfluss auf das Empfinden der Landschaften. Ich für meinen Teil habe aber auch mit der Eintönigkeit der braunen Meseta kein Problem. Ganz im Gegenteil. Hier konnte ich die Ruhe wieder mehr genießen, da auch die Pilger langsam weniger wurden. Nach meiner Covid Erkrankung in Leon hatte ich leider meine Familie (Jacky, Chloe, Benjamin, Volker) aus den Augen verloren. Zumindest Benjamin und Volker konnte ich noch einmal kurz treffen, was mich wirklich sehr gefreut hat. Ich denke aber, dass dieses „Verlieren der Freunde“ der Grund meiner geringen Empfindungen in Santiago und auch später in Finisterre war. Mittlerweile gehe ich auch davon aus, dass mir der Weg einfach zeigen wollte, dass mein Weg noch nicht zu Ende ist.

 

Fazit und diverse Empfindungen:

Ich wurde in Nachrichten gefragt:

„… ist das eingetreten, was du erwartet hast oder was anderes?“ -  Ja, und Nein. Ich konnte wie erhofft zur Ruhe kommen und mich ganz auf den/meinen Weg einlassen. Ich habe aber nicht das Gefühl, dass sich dadurch mein ganzes Leben ändern wird.

 

„… diese Lebenssinn-Diskussion/Auseinandersetzung mit sich selbst im Kopf beginnt erst, wenn man erstmals keinen Bock mehr hat, weiterzugehen…“ – Dieses Gefühl hatte ich zu keiner Zeit. Ich hatte nur einen Tag, wo ich mir dachte „Wie verdammt groß ist eigentlich Frankreich?!“. Dies war aber denke ich auf die lange Zeit in einem Land mit echten Sprachschwierigkeiten zurückzuführen. Immerhin habe ich nie die französische Sprache gelernt.

 

„… wie bist du mit dem schlechten Wetter umgegangen, um die Motivation nicht zu verlieren?“ – Es gibt nur ein wichtiges Thema. Du musst deine Ausrüstung im Rucksack/Packsack trocken halten, damit du am Abend nach der warmen Dusche kein Problem mit nassem Wechselgewand oder Schlafsack hast. Unter Tags bist du so und so nass vom Schwitzen. Da ist es dann auch egal, wenn es zusätzlich regnet. Natürlich ist schönes Wetter besser und trägt mehr zur Motivation bei, da man auch schönere Weitblicke genießen kann. Man muss halt einfach im Moment die positiven Eindrücke festhalten und darauf vertrauen, dass es wieder besser wird. Auf Regen folgt meist Sonnenschein!

 

„… würdest du Amigo nochmals nehmen?“ – Ja und Nein. Auf der langen Strecke hatte ich auf jeden Fall mehr Vor- als Nachteile. Keinerlei Rückenbeschwerden trotz hohem Gewicht und doch guter Kilometer und Höhenmeter Leistungen. Der Kompromiss mit der Straße bzw. den Radwegen war für mich überhaupt kein Problem! Wenn ich allerdings z.B. „nur“ den Camino Frances machen würde, wäre ich ohne Amigo unterwegs, da ich auch um einiges weniger Ausrüstung mitnehmen würde. Es ist halt ein Unterschied, ob man für bis zu 5,5 Monate inkl. Sommer und Winterausrüstung, oder für 5 Wochen im Sommer plant.

 

„… würdest du so eine Reise wieder machen?“ – Ich vermute, die lange Strecke wird für mich nicht mehr möglich sein. Ich denke aber, dass mich kleinere Abschnitte wieder auf den Weg bringen werden. Auch, wenn es „nur“ in Österreich für ein paar Tage sein sollte. Geh bei der Haustüre raus und dein Camino beginnt auf´s Neue.

Geh in die Natur und atme, schaue, genieße!

 

Meine Empfindungen zur Reise sind einfach nur:

„Glücklich, die Möglichkeit gehabt zu haben!“

„Stolz, es geschafft zu haben!“

 

Die vielen unterschiedlichen Menschen, mit denen ich nette Gespräche führen konnte, kennengelernt zu haben und die paar Freunde meiner Camino Family, welche mir ewig in Erinnerung bleiben werden!

 

Dies soll es nun mit meinem Blog gewesen sein. Ich hoffe, es hat euch gefallen und ich konnte euch einen kleinen Einblick in mein Abenteuer des Lebens geben. Falls noch jemand detailliertere Fragen hat, kann er/sie sich einfach bei mir entweder über die Kommentarfunktion oder per Mail an Stefan.Preis@liwest.at melden.

 

Ich wünsche euch allen ein herzliches „BUEN CAMINO!“

 

Euer

Steff